Problemlösung 101
Problemlösung 101
Stehen wir vor neuen Fragestellungen, denken wir meist direkt nur daran, eine Lösung zu finden. Wir konsultieren Experten, sammeln Daten und analysieren. (Vermeintliche) Lösungen sind schnell gefunden.
Dabei wird dennoch oft ein essenzieller Schritt vergessen: Problemlösung funktioniert nur, wenn auch die richtigen Fragen gestellt und beantwortet werden.
Ein Patentrezept, „die perfekte Lösung“ für eine Herausforderung zu finden, gibt es leider nicht. Denn Lösungsfindung ist eine stetige Tätigkeit um Verbesserungen zu erwirken.
Methoden gibt es viele, alle umfassen diese
5 Schritte zur Lösungsfindung
- Identifizieren
- Vereinfachen
- Priorisieren
- Analysieren
- Testen
Beratungsunternehmen machen sich diese Methoden zu Nutze und können schnell Lösungsvorschläge unterbreiten. Mehr: Stichworte „Hypothesen basierte Lösungsfindung“ und „MECE Regel“.

Ein Beispiel
Ein Unternehmen verzeichnet einen Rückgang des Umsatzes im aktuellen Quartal. Die Produktion wurde vor kurzem umgestellt, daher steht eine Produktschiene im Verdacht, dafür verantwortlich zu sein.
Folgend gehen wir die Schritte zur Lösungsfindung anhand dieses Beispiels durch.
1. Identifizieren
Man könnte direkt auf die Idee kommen, dass es sich um ein produktbezogenes Problem handelt. Man könnte neue Produkte zu schaffen oder aktuelle Produkte anpassen, um wieder mehr Umsatz zu generieren. Würden diese dann den entsprechenden Mehrwert für die Kunden erzeugen?
Es muss daher zuerst identifiziert werden, was der das Hauptziel ist. In diesem Fall könnte das Hauptziel sein: Herausfinden, was genau für den Umsatzrückgang verantwortlich ist – denn die Möglichkeiten dafür sind vielfältig, zum Beispiel schlechtere Qualität oder unpassende Produkte.
2. Vereinfachen
In diesem Schritt werden in der Regel Schlüsselparameter und Hypothesen aufgestellt, die im weiteren Verlauf versucht werden zu beantworten. Hypothesen sind dabei Vermutungen, was für das Problem verantwortlich sein könnte. Sie müssen überprüft werden, um herauszufinden, ob sie auch wirklich die Ursache sind.
Um die Zusammenhänge von Problemen einfach darzustellen eignet sich der sogenannte Logikbaum (engl. logic tree).

In dem dargestellten Lösungsbaum sieht man von oben nach unten dargestellt das identifizierte Problem (engl. objective), die Schlüsselprameter (engl. key drivers), die Hypothesen (engl. hypotheses) und die Schlüsselfragen (engl. key questions).
Um die Schlüsselparameter zu bestimmen bieten sich Fragen wie zum Beispiel „Wer/Welche Unternehmensbereiche ist/sind involviert?“ an.
Schlüsselparameter in unserem Beispiel können also sein:
- Produktionskosten
- Marktanteile
- Geänderte Gesetzeslage
Hierfür können jetzt jeweils Hypothesen, also Annahmen, was für das Problem verantwortlich sein könnte, gebildet werden.
Folgende Hypothesen könnten im Bereich der Produktionskosten relevant sein:
- Zukaufteile
- Abfallkosten
- Lohnkosten
und so weiter.
Da sich dieser Schritt immer wieder wiederholen lässt, lohnt es sich, frühzeitig zu priorisieren.
3. Priorisieren
Nun geht es darum festzustellen, welche Hypothesen zuerst überprüft werden sollen. Bei der Einordnung helfen dir die Methoden aus meinem Beitrag zur Priorisierung. Denn manche dieser Hypothesen sind zwar theoretisch möglich, aber vielleicht in der Praxis gar nicht relevant. Im Idealfall werden hier Punkte extrahiert, die bei möglichst geringem Aufwand weitreichende Auswirkungen haben.
4. Analysieren
Bei der Lösungsfindung geht es zunächst um die Beschaffung von Informationen. Diese Informationen können wir dann nutzen, um mittels Analysen unsere Hypothesen zu bestätigen oder zu widerlegen. Dabei kommt es nicht auf eine bestimmte Methodik an. Je schneller ein Ergebnis bereit steht, desto besser (mehr in meinem Beitrag zum Analysieren).
5. Testen
Versuch macht klug: für die finale Verifikation bleibt nur der Test. Feldtests sollten schnell umgesetzt werden, um festzustellen, ob „die Richtung stimmt“. Das heißt, dass hier auch mit unfertigen Modellen, Websites oder physischen Produkten gearbeitet werden kann um diese von einer repräsentativen Gruppe bewerten zu lassen.
Egal wie der Ausgang ist, es lässt sich immer etwas dabei lernen und der Prozess daran orientiert anpassen.
Ich hoffe, dass ich dir/euch mit dieser Zusammenstellung einen kleinen Einblick in die Problemlösung geben konnte.
Viel Spaß bei der Problemlösung.
Weiterführende Literatur: „Ken Watanabe – Problem Solving 101: A Simple Book for Smart People”, “Charles Conn und Robert McLean – Bulletproof Problem Solving: The One Skill That Changes Everything”.