5 Wege wie Medien dein Klimabild beeinflussen
Sensationsmeldungen bringen Einschaltquoten.
Doch ständige Schreckensmeldungen können verunsichern und lösen bei vielen Menschen beunruhigende Gefühle aus.
Wir sind betroffen. Jeden Tag.
Vor kurzem habe ich über Daten im Kontext von Naturkatstrophen und deren Auswirkungen auf unser Empfinden geschrieben.
Heute möchte ich darüber schreiben, wie das passiert, was die psychischen Auswirkungen sein können und wie man sich davor schützen kann.
1. Selektive Berichterstattung
Ein Phänomen, bei dem die Medien bestimmte Ereignisse oder Perspektiven hervorheben oder ignorieren.
Ziel ist es, eine bestimmte Agenda zu fördern, um Leser oder Zuschauer zu gewinnen. Beispiele sind Berichte über Krisengebiete, Skandale und Länder, die nicht in das eigene Weltbild passen.
Dies kann zu einer verzerrten Wahrnehmung der Realität führen und den Menschen das Gefühl vermitteln, machtlos zu sein, da sie kein umfassendes Verständnis der Situation erhalten.
2. Sensationalismus
Sensationelle und dramatische Geschichten verkaufen sich besser.
Deshalb wird oft genau darauf Wert gelegt. Das kann dazu führen, dass die Realität auf Stereotypen reduziert wird. Er beruht auf dem Prinzip der Trennung vom Alltäglichen.
Sensationalismus kann auch als eine Form der Manipulation betrachtet werden, da er oft dazu dient, die Aufmerksamkeit der Leser zu erregen, anstatt objektive Informationen zu liefern.
3. Polarisierung
Die Polarisierung beruht auf dem Prinzip der Verstärkung von Meinungsverschiedenheiten und der Spaltung der Gesellschaft in gegensätzliche Lager.
Dies wird besonders durch die Berichterstattung einiger weniger Institutionen verstärkt, die bestimmte Meinungen bevorzugen. In den sozialen Medien wird die Polarisierung durch Filterung verstärkt, indem Blasen geschaffen werden, um mehr mit Gleichgesinnten zu interagieren. Dies kann schließlich dazu führen, dass Menschen ein verzerrtes Bild der Realität erhalten und sich in ihren Meinungen und Überzeugungen bestätigt fühlen, anstatt sich mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen.
Politische Einstellungen können beeinflusst werden, insbesondere wenn Inhalte konsumiert werden, die eine bestimmte Ideologie oder Weltanschauung fördern.
4. Bestätigungsfehler (confirmation bias)
Hierbei geht es um die Verfestigung von Vorurteilen, indem Menschen dazu verleitet werden, Medien zu suchen und zu konsumieren, die ihren vorgefassten Meinungen entsprechen.
Dies geschieht, weil unser Gehirn nach effizienten Abkürzungen sucht, um die Informationsverarbeitung zu vereinfachen und zu beschleunigen. Wenn wir bereits eine Meinung oder Hypothese haben, suchen wir nach Beweisen, die diese stützen, und nicht nach Beweisen, die sie widerlegen. Andere Informationen, die den eigenen Überzeugungen widersprechen, werden dann geschickt ignoriert oder abgelehnt.
Um Bestätigungsfehler zu überwinden, ist es wichtig, offen für neue Informationen und Perspektiven zu sein und diese kritisch zu hinterfragen, um festzustellen, ob sie auf Beweisen oder auf Vorurteilen beruhen.
5. Mangelnde Transparenz
Oder einfach etwas weglassen, was nicht passt.
Fehlende Informationen können dazu führen, dass ein unvollständiges oder verzerrtes Bild der Realität entsteht. Dadurch können sich eingeschränkte Einstellungen und Vorstellungen entwickeln, die wiederum z.B. zu polarisierenden Einstellungen und Entscheidungen führen können.
Der Zugang zu objektiver und ausgewogener Berichterstattung und zu allen relevanten Informationen ermöglicht es den Bürgern, fundierte Entscheidungen zu treffen.
Auswirkungen auf die mentale Gesundheit
Die Medien können unsere Gesundheit beeinflussen. Die ständige Flut negativer Nachrichten kann Gefühle von Angst, Furcht und Hilflosigkeit auslösen.
Hier einige Beispiele 1, 2:
- Die Klimakrise und die Zunahme extremer Wetterereignisse wirken sich direkt negativ auf die psychische Gesundheit aus. Insbesondere Naturkatastrophen führen zu einer Zunahme von Depressionen, Angst- und Traumafolgestörungen.
- Nahrungsmittelknappheit, Wirtschaftskrisen, gewaltsame Konflikte und unfreiwillige Migration stellen weitere massive psychische Risiko- und Belastungsfaktoren dar.
- Klimaangst und Solastalgie, die Trauer um den verlorenen Lebensraum, sind neue psychische Syndrome angesichts der existenziellen Bedrohung durch die Klimakrise.
Was können Medien tun?
Der Einfluss der Medien ist ein komplexes Thema und nicht jede Berichterstattung ist einseitig.
Um negative Auswirkungen auf die Gesundheit zu verringern, ist es wichtig, dass die Berichterstattung über die Klimakrise ausgewogen und objektiv ist. Berichterstatter können dazu beitragen, indem sie die Auswirkungen des Klimawandels auf verschiedene Aspekte wie Biodiversität, Landwirtschaft oder menschliche Gesundheit hervorheben, um ein umfassenderes Verständnis der Klimakrise zu ermöglichen 3.
Das Aufzeigen von Lösungs- und Handlungsmöglichkeiten kann das Gefühl der Hilflosigkeit verringern 3.
Was können Individuen tun?
Jede:r Einzelne hat die Möglichkeit zu entscheiden, wie er Medien konsumiert und interpretiert.
Die Entwicklung der Fähigkeit zu kritischem Denken, die Suche nach verschiedenen Informationsquellen und die Teilnahme an einem konstruktiven Dialog können dazu beitragen, die Auswirkungen der Voreingenommenheit der Medien zu mildern und ein umfassenderes Verständnis der Klimakrise zu erlangen 3.
Es kann auch helfen, sich bewusst zu machen, wie die Berichterstattung über die Klimakrise ihre psychische Gesundheit beeinflusst und wie viel Zeit sie damit verbringen, und sich auf positive Nachrichten und Geschichten zu konzentrieren 1, 4.
Referenzen:
1 M. Sonnenmoser, “Klimawandel und psychische Gesundheit: Ein relativ neuer Stressfaktor,” Dtsch Arztebl International, vol. 19, no. 5, p. [203]-[205], May 2020, [Online]. Available: https://www.aerzteblatt.de/int/article.asp?id=213960
2 A. Heinz et al., “Klimawandel und psychische Gesundheit. Positionspapier einer Task-Force der DGPPN,” Nervenarzt, vol. 94, no. 3, pp. 225–233, Mar. 2023, doi: 10.1007/s00115-023-01457-9.
3 J. Meininger et al., “Empfehlungen zur Berichterstattung über die Klimakrise aus psychologischer Perspektive.” Accessed: Aug. 27, 2023. [Online]. Available: https://medienleitfaden-klima.de/empfehlungen/
4 H. Erlbeck Dr. and H. Huxholl, “Die Klimakrise ist auch eine psychische Krise – Implikationen für den Arbeitsschutz,” DGUV Forum, no. 1, 2023, [Online]. Available: https://forum.dguv.de/ausgabe/1-2023/artikel/die-klimakrise-ist-auch-eine-psychische-krise-implikationen-fuer-den-arbeitsschutz