Effektive Lernmodule in 4 Schritten: Das PREP-Modell
Wie gestaltet man eigentlich Lern-Module, die wirklich effektiv sind?
In meiner Arbeit in Training und Instruktionsdesign sehe ich oft, dass es an klarer Struktur und evidenzinformierten Methoden bei der Gestaltung von Lernmodulen (z.B. 90 Minuten Einheiten) fehlt. Dabei existiert eine Vielzahl von Modellen auf dem Markt – sogar noch deutlich mehr, als in dem umfassenden Review von Dousay und Branch (2022) erfasst wurden. Viele dieser Modelle nutzen evidenzinformierte oder -basierte Prinzipien wie wir effektiv lernen. Sie fußen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und bieten damit fundierte, nachweislich effektive Ansätze.
Die eigentliche Herausforderung liegt jedoch in der Praxis: Meiner Erfahrung nach tun sich viele Praktiker schwer damit, diese Prinzipien in konkrete, anwendbare Schritte zu übersetzen.
Um diese Lücke zu schließen, stelle ich euch mein PREP-Modell vor.

Das PREP-Modell extrahiert die evidenzinformierten Kernprinzipien und verpackt sie in ein leicht merkbares, praxistaugliches Format. Der Name ist Programm: „PREP“ kommt von „prepared„, denn eine gute Vorbereitung ist der Schlüssel zur Gestaltung effektiver Lernmodule.
Ziel dieses Blogbeitrags ist es, Wissenschaft und Praxis im Instruktionsdesign näher zusammenzubringen und Designern ein praktisches Tool an die Hand zu geben, dessen Grundlage sich auf wissenschaftliche Belege zurückführen lässt.
Definition des PREP-Modells
Das PREP-Modell steht für:
- Prepare and Connect (Vorbereiten und Verbinden)
- Receive and Understand (Empfangen und Verstehen)
- Engage and Practice (Einbinden und Üben)
- Perform and Reflect (Anwenden und Reflektieren)
Durch das Verständnis und die systematische Anwendung dieser vier Schritte können Lehrende Lernmodule entwickeln, die nicht nur auf einzelne Teil des Lernens fokussiert sind, sondern durch einen holistischen und systematischen Ansatz zum nachhaltigen Lernerfolg führen.
Im Folgenden werden die vier Prinzipien von PREP im Detail erläutert, um zu zeigen, wie sie in der Praxis umgesetzt werden können.
Die vier Prinzipien von PREP im Detail
1. Prepare and Connect
Ziel: Aufmerksamkeit der Lernenden gewinnen, über die Lernziele informieren und neue Inhalte mit vorhandenem Wissen verknüfen.
Klare Lernziele und die Betonung der Relevanz des Themas steigern die Motivation und fördern ein aktives Engagement im Lernprozess (Lo, 2022; Daumiller, 2023). Durch die Aktivierung des Vorwissens können Lernende neue Informationen leichter aufnehmen und verstehen, da sie an bereits Bekanntes anknüpfen (Bryce, 2023).
2. Receive and Understand
Ziel: Präsentation der Inhalte in klarer und strukturierter Form inkl. Hilfestellungen für besseres Verständnis.
Eine klare und strukturierte Vermittlung der Inhalte hilft, die kognitive Belastung der Lernenden zu reduzieren, sodass sie komplexe Informationen besser verarbeiten können (Sweller, 1988; Kirschner et. al., 2010; van Merriënboer et. al., 2024). Unterstützende Materialien wie Beispiele, Visualisierungen und Erklärungen erleichtern zusätzlich das Verständnis und fördern das tiefergehende Lernen (Mayer, 2022).
3. Engage and Practice
Ziel: Lernende aktiv einbinden, Übungsmöglichkeiten geben und konstruktives Feedback geben.
Durch aktives Engagement und regelmäßige und verteilte Übung über längere Zeiträume wird das Gelernte gefestigt und der Transfer in die Praxis erleichtert (Ericsson et al., 1993; Roediger & Karpicke, 2006, Kirschner & Hendrick, 2020, van Merriënboer et. al., 2024). Konstruktives Feedback ist entscheidend für den Lernfortschritt und hilft den Lernenden, ihre Fähigkeiten zu verbessern und selbstbewusster zu werden (Hattie & Timperley, 2007; Wisniewski et. al, 2020).
4. Perform and Reflect
Ziel: Transfer des Gelernten in neue Kontexte und Förderung von Reflexion über den Lernprozess.
Die Anwendung des Gelernten in verschiedenen Situationen unterstützt den Wissenstransfer und fördert die langfristige Erhaltung (Perkins & Salomon, 1992; Barnett, 2022). Durch die Reflexion über den eigenen Lernprozess entwickeln die Lernenden metakognitive Fähigkeiten und stärken ihr selbstgesteuertes Lernen (Flavell, 1979, Schön, 1983, Hattie, 2023).
Anwendung des PREP-Modells
1. Prepare and Connect
- Aufmerksamkeit gewinnen: Nutze relevante Beispiele, Geschichten, oder Fragen, um das Interesse der Teilnehmenden zu wecken und die Relevanz des Themas herzustellen (Gagné, 1985).
- Lernziele kommunizieren: Klare Kommunikation am in der Session erreicht werden soll (van Merriënboer et. al., 2024), wie z.B. „Am Ende dieses Beitrags haben Sie einen guten Überblick über das PREP-Modell und können die Schritte selbst ausprobieren.“
- Vorwissen aktivieren: Verknüpfeneue Inhalte mit vorhandenem Wissen, z.B. in Aktiväten oder Fragerunden um das Verständnis zu erleichtern (Bryce, 2023).
2. Receive and Understand
- Klare Präsentation: Inhalte strukturiert und verständlich vermitteln, um die kognitive Belastung zu reduzieren (Sweller, 1988). Präsentation bedeutet übrigens nicht gleich PowerPoint. Nutze einfache Sprache und eine klare Gliederung. Es kommen visuelle und physische Hilfmittel in Betracht.
- Unterstützung bieten: Beispiele, Visualisierungen und Erklärungen, helfen um das Verständnis zu fördern (Mayer, 2022). Zeige z.B. ein Schaubild und erläutere jeden Schritt mit Praxisbeispielen.
- Kernkonzepte hervorheben: Fokussiere auf zentrale Ideen, um den Lernprozess zu erleichtern (Hattie, 2023). Beispiel: „Das Wichtigste beim PREP-Modell sind die vier Schritte: Prepare and Connect, Receive and Understand, Engage and Practice, Perform and Reflect.“
3. Engage and Practice
- Aktive Beteiligung fördern: Binde Lernende durch Diskussionen und interaktive Aktivitäten ein (Dirksen, 2016). Dies kann z.B. die kleine Zusammenfassung oder eine Entwicklung sein.
- Übungsmöglichkeiten bieten: Ermögliche praxisnahe, regelmäßige und über einen Zeitraum verteilte Übungen, um das Gelernte anzuwenden und zu festigen (Ericsson et al., 1993). Beispiel: „Erstelle eine Unterrichtsplanung für dein Fachgebiet und integriere die vier Schritte von PREP.“
- Feedback geben: Gebe konstruktives Feedback zum Lernfortschritt (Hattie & Timperley, 2007), wie z.B. „Guter Ansatz! Überlege, wie dieser Prozess aus anderen Perspektiven wirkt.“ Es sollte spezifisch, zeitnah und hilfreich sein.
4. Perform and Reflect
- Anwendung in neuen Kontexten: Ermutige Lernende, ihre neuen Erktentnisse in verschiedenen Situationen anzuwenden, um den Transfer zu fördern (Perkins & Salomon, 1992). Beispiel: „Überlegen, wie du das PREP-Modell für deine nächste Modulplanung einsetzen kannst.“
- Reflexion ermöglichen: Fördere die Reflexion über den Lernprozess, um metakognitive Fähigkeiten zu entwickeln (Schön, 1983). Beispiel: „Welche Elemente des PREP-Modells waren für Sie am wertvollsten und warum?“
- Selbstgesteuertes Lernen unterstützen: Ermutige zur Eigenverantwortung im Lernprozess (van Merriënboer et. al., 2024). Ein Beispiel können persönliche Lernziele für die nächste Unterrichtseinheit sein und die Schritte die dafür nötig sind dies zu erreichen.
Fazit und kritische Betrachtung
Das PREP-Modell destilliert zentrale, evidenzinformierte Prinzipien des Instruktionsdesigns in ein praktisches, leicht anwendbares Modell zur Gestaltung effektiver Lernmodule.
Doch ist ein weiteres Modell tatsächlich notwendig? Ganz offen gesagt, vermutlich nicht.
Eventuell neigen Entwickler und Instruktionsdesigner dazu, das eigene Modell für das Nonplusultra zu halten.
Doch letztlich teilen verschiedene Modelle die gleiche Essenz: Viele Modelle teilen viele oder einen Teil der bekannten Grundlagen, präsentieren sich aber in leicht unterschiedlichen Gewändern.
Dennoch gibt es einen guten Grund, warum PREP Sinn macht. Im Instruktionsdesign gibt es zwar eine Fülle etablierter Modelle, doch in der Praxis kann man sich darin leicht verlieren.
PREP bietet einen klaren Kompass in der komplexen Welt des Lerndesigns – ein schlankes, anwendungsorientiertes Rahmenwerk, das Lehrende bei der Gestaltung effektiver Lernmodule unterstützt, ohne sie in einem Meer von Theorie ertrinken zu lassen.
Ein Disclaimer sei angemerkt: Ein Modell mit vier Schritten bringt natürlich Vereinfachungen mit sich. Detaillierter geht immer, doch je komplexer das Modell, desto mehr verliert es an Praxistauglichkeit. Die Kunst liegt in der Balance zwischen Tiefe und Anwendbarkeit.
Ich finde, das Potenzial überwiegt: Das PREP-Modell erleichtert vielen Praktikern den Einstieg in besseres Lerndesign und schlägt eine Brücke zwischen komplexer Theorie und alltäglicher Anwendung im Bildungsbereich.
Bereit, das PREP-Modell in deine Lehrpraxis zu integrieren und effektives Lernen zu fördern?
Lerne mehr zum Thema Instruktionsdesign und wende es in unserem Lehr-Lern-Labor direkt an.
Literaturverzeichnis
- Ausubel, D. P. (1960). The use of advance organizers in the learning and retention of meaningful verbal material. Journal of Educational Psychology, 51(5), 267–272.
- Dirksen, J. (2016). Design for How People Learn (2nd ed.). New Riders.
- Ericsson, K. A., Krampe, R. T., & Tesch-Römer, C. (1993). The role of deliberate practice in the acquisition of expert performance. Psychological Review, 100(3), 363–406.
- Flavell, J. H. (1979). Metacognition and cognitive monitoring: A new area of cognitive-developmental inquiry. American Psychologist, 34 (10), 906–911.
- Gagné, R. M. (1985). The Conditions of Learning (4th ed.). Holt, Rinehart & Winston.
- Hattie, J. (2023). Visible Learning: A Synthesis of Over 2100 Meta-Analyses Relating to Achievement. Routledge.
- Hattie, J., & Timperley, H. (2007). The power of feedback. Review of Educational Research, 77(1), 81–112.
- Keller, J. M. (1987). Development and use of the ARCS model of instructional design. Journal of Instructional Development, 10(3), 2–10.
- van Merriënboer, J. J. G., Kirschner, A. Paul, Frèrejean, J. (2024). Ten Steps to Complex Learning (4th ed.). Routledge.
- Mayer, R. E. (2022). Multimedia Learning (3rd ed.). Cambridge University Press.
- Perkins, D. N., & Salomon, G. (1992). Transfer of learning. In B. J. Glaser (Ed.), International Encyclopedia of Education (2nd ed., pp. 6452–6457). Pergamon Press.
- Roediger, H. L., & Karpicke, J. D. (2006). Test-enhanced learning: Taking memory tests improves long-term retention. Psychological Science, 17(3), 249–255.
- Schön, D. A. (1983). The Reflective Practitioner: How Professionals Think in Action. Basic Books.
- Sweller, J. (1988). Cognitive load during problem solving: Effects on learning. Cognitive Science, 12(2), 257–285.
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