5 Arten von Systemkarten: Von einfach bis komplex

Einleitung

Systemkarten (engl.) System Mapping sind vielseitige Werkzeuge zur Visualisierung und Analyse von Systemen.

Unterschiedliche Systemkarten-Typen bieten verschiedene Ansätze und Vorteile, um spezifische Aspekte und Herausforderungen eines Systems zu verstehen.

In diesem Beitrag werden die gängigsten Typen von Systemkarten vorstellt und erläutern, wie sie genutzt werden können.

Erstellung einer Systemkarte

Um eine Systemkarte zu erstellen, folge einfach den beschriebenen Schritten und passen sie an die jeweilige Methode an. Nutze eine Tafel, Papier und Stift oder visuelle Tools, um den Prozess zu erleichtern und die Karte verständlich darzustellen.

Im folgenden werden die 4 Typen von Systemkarten beschrieben:

Diagramm – Verhalten über die Zeit

Beschreibung und Nutzen: Dieses Diagramme visualisiert das sich ändernde Verhalten von Schlüsselvariablen im System über die Zeit. Es ünterstützt dabei, Verhaltensänderungen über die Zeit zu verstehen.

Anwendung:

  1. Zeichne ein Diagramm: Zeichne ein Koordinatensystem mit einer horizontalen und einer vertikalen Achse.
  2. Achsen beschriften: Markiere die Zeitachse (x-Achse) und die Achse für die Variable (y-Achse).
  3. Schlüsselvariablen identifizieren: Wähle die zu überwachenden Variablen (z.B. Schülerzahlen, Verkaufszahlen, Temperatur).
  4. Daten sammeln: Erfasse Datenpunkte über einen bestimmten Zeitraum.
  5. Daten plotten: Trage die gesammelten Datenpunkte in das Diagramm ein und verbinde sie, um den Verlauf zu visualisieren.
  6. Diagramm analysieren: Untersuche das Diagramm auf Trends, Muster und Anomalien. Überlege, welche Faktoren die Veränderungen beeinflusst haben könnten.

Beispiel: Überwachung der Schülerzahlen im Laufe der Schuljahre. Dieses Diagramm kann Aufschluss darüber geben, wie sich Einschreibungen entwickeln und welche Faktoren dies beeinflussen.

Eisberg-Modell

Beschreibung und Nutzen: Nutzt das Konzept des Eisbergs, bei dem 90% unter Wasser liegen, um tiefere Ebenen eines Systems zu analysieren. Hilft, zugrunde liegende Probleme zu identifizieren und nicht nur die oberflächlichen Symptome zu betrachten.

Anwendung:

  1. Zeichne einen Eisberg: Zeichne ein Dreieck, das im Wasser schwimmt, um den Eisberg darzustellen. 90% des Eisbergs sollten sich unterhalb der Wasserlinie befinden.
  2. Ebenen markieren: Teile den Eisberg in vier Ebenen ein: Oberfläche (Ereignis-Ebene), darunter (Muster-Ebene), noch tiefer (Struktur-Ebene), ganz unten (Mentale Modelle).
  3. Ereignis-Ebene identifizieren: Erkenne und beschreibe sichtbare Ereignisse und Probleme. Notiere diese an der Spitze des Eisbergs.
  4. Muster-Ebene analysieren: Suche nach wiederkehrenden Mustern und Trends, die diese Ereignisse beeinflussen. Zeichne diese unterhalb der Ereignis-Ebene ein.
  5. Struktur-Ebene untersuchen: Untersuche die systemischen Strukturen und Regeln, die die Muster hervorrufen. Zeichne diese noch tiefer unter den Mustern ein.
  6. Mentale Modelle verstehen: Identifiziere die zugrunde liegenden Annahmen, Überzeugungen und Werte, die die Strukturen und Muster beeinflussen. Zeichne diese am tiefsten Punkt des Eisbergs ein.

Beispiel: Analyse von wiederkehrenden Problemen in einer Organisation. Das Modell kann aufzeigen, wie tiefere strukturelle und mentale Ebenen die oberflächlichen Ereignisse beeinflussen.

Cluster Map („Braindump Map“)

Beschreibung und Nutzen: Eignet sich gut für das Erkunden und Visualisieren von verschiedenen Elementen und deren Verbindungen in einem System, ohne dabei die Richtung der Beziehungen zu betonen. Sie ermöglicht es, neue Einsichten zu gewinnen und mögliche Interventionspunkte zu identifizieren. Diese Karte kann chaotisch wirken, dies ist jedoch Teil des Prozesses und nicht schlimm.

  1. Großes Papier und Stifte vorbereiten: Besorge ein großes Blatt Papier und verschiedene Stifte. Unterschiedliche Farben helfen, verschiedene Elemente des Systems zu erkunden.
  2. Thema identifizieren: Schreibe das Thema, das du untersuchen möchtest, in die Mitte des Papiers. Dies könnte z.B. „Bildung“ oder „Wählerabstinenz“ sein.
  3. Jeder soll mitschreiben: Sorge dafür, dass jeder, der an der Map arbeitet, einen Stift hat. Jeder sollte seine Ideen direkt auf die Map schreiben.
  4. Alle relevanten Elemente aufschreiben: Notiere alles, was mit dem untersuchten Thema zusammenhängt. Es gibt keine falschen Ideen – schreibe einfach alles auf, was dir in den Sinn kommt.
  5. Chaos akzeptieren: Lasse die Karte ein visuelles Durcheinander sein, um die Komplexität und Verflechtung der Beziehungen darzustellen.
  6. Verbindungen herstellen: Zeichne Verbindungen zwischen den notierten Elementen. Verwende verschiedene Farben, um unterschiedliche Arten von Beziehungen darzustellen, wie z.B. „Macht“ und „Regierung“.
  7. Schlüsselbereiche identifizieren: Wenn die Map voll und chaotisch aussieht, identifiziere die wichtigsten Verbindungen und definiere drei neue Einsichten, die aus der Übung hervorgehen.

Beispiel: Untersuchung der Faktoren, die zur Wählerabstinenz führen. Die Cluster Map kann zeigen, wie verschiedene soziale, wirtschaftliche und politische Elemente miteinander verbunden sind und die Wählerabstinenz beeinflussen.

Kausalschleifendiagramm / (engl.) Causal Loop Diagram

Beschreibung und Nutzen: Fokus auf Ursache-Wirkungs-Beziehungen und die Identifizierung von Rückkopplungsschleifen, wobei die Richtung und Art der Einflüsse klar hervorgehoben werden. Es unterstützt beim verfolgen von Veränderungen und kausaler Beziehungen.

Anwendung:

  1. Großes Papier und Marker verwenden: Verwende ein großes Blatt Papier und verschiedene Farbstifte oder Marker.
  2. Zentrales Thema in die Mitte schreiben: Schreibe das zentrale Thema oder Problem in die Mitte des Papiers.
  3. Schlüsselvariablen identifizieren: Bestimme die Hauptvariablen oder Faktoren, die das Problem beeinflussen.
  4. Relevante Begriffe und Konzepte eintragen: Schreibe alle relevanten Begriffe und Konzepte um das zentrale Thema herum.
  5. Verbindungen zeichnen: Zeichne Pfeile zwischen den Begriffen, um die kausalen Beziehungen zu zeigen. Verwende verschiedene Farben für unterschiedliche Beziehungstypen.
  6. Schlüsselpunkte identifizieren: Identifiziere die wichtigsten Verbindungen und Bereiche der Interaktion. Versuche, drei neue Erkenntnisse aus der Übung abzuleiten.

Beispiel: Identifikation der Ursachen von Mitarbeiterfluktuation in einem Unternehmen. Das Diagramm kann aufzeigen, wie verschiedene Faktoren wie Arbeitsumgebung, Vergütung und Karriereentwicklung miteinander verknüpft. Die Darstellung ist ein in der Regel ein komplexes Netz von Ursachen und Wirkungen.

Verbundene Kreise / (engl.) Interconneced Circles Map

Beschreibung und Nutzen: Diese Technik identifiziert und klärt die zugrunde liegenden Ursachen komplexer Probleme in einem System. Hilft beim Brainstorming über Veränderungen und verfolgt Netzwerke kausaler Beziehungen. Diese Technik empfielt sich nach einer Cluster Map oder einem Kausalschleifendiagramm.

Anwendung:

  1. Großes Papier und Stifte verwenden: Verwende ein großes Blatt Papier und verschiedene Farbstifte oder Marker.
  2. Schlüsselvariablen identifizieren: Bestimme die Hauptvariablen oder Faktoren, die das Problem beeinflussen.
  3. Variablen im Kreis anordnen: Zeichne einen großen Kreis und platziere die Variablen gleichmäßig entlang des Kreises.
  4. Kausalbeziehungen aufzeichnen: Zeichne Linien mit Pfeilen zwischen den Variablen, um die kausalen Beziehungen zu zeigen. Die Pfeile sollten die Richtung der Beeinflussung anzeigen.
  5. Verbindungen beschriften: Beschrifte die Verbindungen, um die Art der Beziehung und deren Einfluss zu verdeutlichen.

Beispiel: Analyse der Faktoren, die den Konsum von Pommes Frites. Die Technik kann aufzeigen, wie verschiedene Elemente wie Gesundheitsrisiken, Anzahl der Restaurants, und Alternativen zur Zubereitung miteinander verknüpft sind.

Schlussfolgerung

Systemkarten sind wertvolle Werkzeuge, um komplexe Systeme zu visualisieren und zu verstehen. Durch die Identifizierung von Elementen, Verbindungen und Grenzen kann ein klares Bild des Systems erhalten und effektivere Lösungen entwickelt werden. Beginne mit einfachen Methoden und erhöhe die Komplexität schrittweise, um die besten Ergebnisse zu erzielen.

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Referenzen

Kunc, M. (2008). Using systems thinking to enhance strategy maps. Management Decision, 46(5), 761-778.
Ackermann, F., & Alexander, J. (2016). Researching complex projects – Using causal mapping to take a systems perspective. International Journal of Project Management, 34(8), 891-901. Barbrook-Johnson, P., & Penn, A. S. (2022). Systems Mapping: How to build and use causal models of systems. Springer Nature Switzerland AG.

Leyla Acaroglu (2017) Tools for Systems Thinkers: Systems Mapping: https://medium.com/disruptive-design/tools-for-systems-thinkers-systems-mapping-2db5cf30ab3a

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