Question Marks on Paper Crafts

Erfolgreicher führen: Wie systemische Fragen dich dabei unterstützen

Einleitung

Systemische Fragen sind das Universalwerkzeug im Werkzeugkoffer jeder Führungskraft.

Sie sind nicht nur ein Mittel, um wichtige Themen anzusprechen und Antworten zu bekommen – mit ihnen kannst du auch die Denkprozesse deiner Teammitglieder anregen und sie dazu bringen, neue Perspektiven zu entdecken. Diese Fragen stammen ursprünglich aus der systemischen Therapie und wurden dazu verwendet, Klienten zur Selbstreflexion und Problemlösung zu führen.

Inzwischen sind sie auch ein fester Bestandteil moderner Managementstrategien. Als Inspiration diente das Buch „Systemische Fragetechniken für Führungskräfte“ von Maik Schiffer (Schiffer, 2023).

Definition und Nutzen

Was macht eine systemische Frage aus?

Sie regt zum Nachdenken an und lenkt das Gespräch in eine klare und konstruktive Richtung. Statt einfache Ja- oder Nein-Antworten zu fördern, laden diese Fragen zu einer tieferen Auseinandersetzung mit dem Thema ein.

Ein Beispiel: Statt zu fragen „Fühlst du dich im Team wohl?“, könntest du fragen: „Wenn du einen Wunsch frei hättest, was müsste sich ändern, damit du dich im Team noch wohler fühlst?“

Diese Art von Fragestellung eröffnet Raum für Reflexion und eine durchdachte Antwort.

Systemische Fragen ermutigen Mitarbeitende, eigenständig Lösungen zu finden. Sie sind besonders wertvoll, wenn es darum geht, Mitarbeitende aktiv in Entscheidungsprozesse einzubeziehen oder sie dazu zu ermutigen, eigene Ideen und Vorschläge zu entwickeln.

Bin ich neutral?

Ob es um politische Überzeugungen, die Erziehung von Kindern oder Konflikte am Arbeitsplatz geht – es ist nicht immer leicht, neutral zu bleiben.

Als Führungspersönlichkeit ist es eine große Herausforderung, neutral zu bleiben. Neutralität erfordert Selbstbeherrschung und Integrität – zwei entscheidende Qualitäten.

Vier Grundsätze der Neutralität:

  1. Beziehungsneutralität: Allen Beteiligten objektiv gegenüberstehen.
  2. Problemneutralität: Probleme ohne eigene Erfahrungen und Vorurteile betrachten.
  3. Lösungsneutralität: Moderierend agieren und offene Plattformen für Vorschläge schaffen.
  4. Veränderungsneutralität: Veränderung als Chance sehen, nicht als Bedrohung.

Die Macht der Fragen

„Behandle Menschen so, als wären sie, was sie sein sollten, und du hilfst ihnen zu werden, was sie sein können.“ – eine leicht abgwandelte Version aus dem Zitat von Johann Wolfgang von Goethe (Goethe, 1795).

Systemische Fragen sind ein wertvolles Instrument, um dieses Prinzip in die Praxis umzusetzen. Hier sind verschiedene Fragetypen, die dabei helfen:

  • Gefühlsfragen: Entwickeln ein tieferes Verständnis für die Emotionen der Mitarbeitenden. Beispiel: „Welche Aspekte deiner Arbeit bereiten dir besonders Freude?“
  • Hypothetische Fragen: Laden zu Gedankenexperimenten ein und fördern Vertrauen. Beispiel: „Wie würdest du dieses Problem angehen, wenn du komplett neue Mittel zur Verfügung hättest?“
  • Ressourcenorientierte Fragen: Legen den Fokus auf Stärken und Eigenverantwortung. Beispiel: „Welche deiner bisherigen Erfahrungen könnten uns bei dieser Herausforderung besonders nützlich sein?“
  • Zirkuläre Fragen: Beziehen verschiedene Perspektiven ein und regen zur Reflexion an. Beispiel: „Wie glaubst du, dass unsere Partner dieses Problem sehen?“

Wann systemische Fragen nicht geeignet sind

Obwohl systemische Fragen sehr wirkungsvoll sein können, gibt es Situationen, in denen sie nicht die beste Wahl sind.

Zum Beispiel, wenn schnelle Entscheidungen gefragt sind, können klare, geschlossene Fragen effektiver sein. In dringenden Fällen, bei denen es um Sicherheit oder unmittelbare Problemlösung geht, ist eine direkte, entschiedene Kommunikation erforderlich.

Ein Beispiel für eine geschlossene Frage in einer solchen Situation wäre: „Kannst du diese Aufgabe bis Ende des Tages abschließen?“

Mit KOALA bessere Gespräche führen

Das KOALA-Prinzip steht für eine durchdachte Gesprächsführung und stammt aus der Kommunikations- und Beratungspraxis.

Es leitet sich ab aus Prinzipien etablierter Kommunikationsmodelle, wie das aktive Zuhören (Weger et al., 2014, Weger et al., 2010) und lösungsorientierte Gesprächstechniken (Neipp et al., 2021), die ähnliche Prinzipien wie die KOALA-Methode beinhalten.

  1. Kontaktphase: Eine entspannte Atmosphäre schaffen. Beispiel: „Was war dein Highlight der Woche?“
  2. Orientierungsphase: Die Richtung vorgeben und Perspektiven beleuchten. Beispiel: „Wie denkst du, dass unsere Kunden diese neue Strategie wahrnehmen?“
  3. Analysephase: Aktives Zuhören und tiefgehende Fragen stellen. Beispiel: „Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Ursachen für dieses Problem?“
  4. Lösungsphase: Gemeinsame Lösungen entwickeln. Beispiel: „Welche Schritte könnten wir als nächstes unternehmen?“
  5. Abschlussphase: Gespräch zusammenfassen und positiv abschließen. Beispiel: „Welche Punkte sind für dich heute besonders wichtig gewesen?“

Konflikte und Probleme lösen

Bei systemischen Fragen geht es um Balance und Timing.

Sie bereichern die Kommunikation und transformieren das Team. In Konfliktgesprächen ist es wichtig, offene Fragen zu stellen und den Raum für Dialog zu öffnen. Monologe sollten vermieden werden. Eine vertrauensvolle Atmosphäre, in der sich alle ernstgenommen fühlen, ist entscheidend.

Beispiel: „Welche Aspekte des aktuellen Konflikts siehst du als besonders herausfordernd an und wie könnten wir gemeinsam daran arbeiten?“

Fazit

Stell dir vor, deine Rolle als Führungskraft besteht darin, wie ein Detektiv Probleme zu lösen.

Systemische Fragetechniken sind dein Werkzeugkasten. Denke daran: Eine gut gestellte Frage bewirkt mehr als ein stundenlanger Monolog. Sie öffnet Türen zu kreativen Gedanken und konstruktiven Lösungen. Aber sei dir auch bewusst, wann direkte, geschlossene Fragen effektiver sind.

Die richtige Balance macht den Unterschied. Nutze diese Techniken aktiv, um deinen Arbeitsplatz zu verbessern.

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Referenzen

Schiffer, Maik (2023). Systemische Fragetechniken für Führungskräfte. Selbstverlag.
Goethe, Johann Wolfgang von (1795). Wilhelm Meisters Lehrjahre, 1795/6. 8. Buch, 4. Kap. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung.
Weger, Harry, et al. (2014). The relative effectiveness of active listening in initial interactions. International Journal of Listening.
Weger, Harry, et al. (2010). Active listening in peer interviews: The influence of message paraphrasing on perceptions of listening skill. International Journal of Listening.
Neipp, Maria Cristina, et al. (2021). Solution-Focused Brief Therapy: A systematic review and meta-summary of process research. Journal of Marital and Family Therapy.

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